Allah ist groß! Es ist kurz nach acht, Zeit zum Isha, dem letzten Gebet des Tages. Die Muezzins schreien es heraus, wenn wohl auch nicht von ihren Türmen, einer will den anderen übertrumpfen, doch es sind nicht ihre Stimmen, sondern die Verstärkeranlagen der Moscheen die einen zum Lautesten küren. Es ist Freitag und somit mein Sonntag. Während ihr euch also auf das wohlverdiente Wochenende freut, geht mein einzelner freier Tag zuende.
Was gab es? Frühstücksfernsehen. Zur Feier des Tages, Besuch von der Schwesterbaustelle, besuchten wir das einzige bisher gefundene Café der Stadt, beim ersten Mal war es noch geschlossen, Maghrib, Zeit des vierten Gebets. Wir fuhren durch die menschenleere Stadt um uns die Zeit zu vertreiben, und beim nächsten Versuch erhielten wir Einlaß. Das Wort für Tee ist çay, könnte einigen bekannt vorkommen. Später habe ich die Küche eingeweiht und alles in die Pfanne gehauen was da war. Beim nächsten Mal kaufe ich das Gemüse aber wohl auf diesem Freiluftmarkt ein, den ich heute morgen beim Spaziergang gefunden habe. Also, euch Europäern ein schönes Wochenende.
Es regnet, es regnet, die Wüste wird naß! Es herrschen angenehme Temperaturen. Heute ziehe ich um und habe dann - neben einem Gästezimmer mit drei Betten (!!!) - auch deutsches Fernsehen. Das könnte bedeuten, daß die 12 Bücher in meinem Gepäck doch ausreichen...Mittach! Indisch! Mahlzeit.
Klackklackklack machen die Steinchen an der blechernen Containerwand. Aufhorchen. Wir sind neu und -gierig. Wir stürmen hinaus, sie stürmt auf uns zu und springt uns in die Augen. Wir blinzeln, wegen des aufgewehten Sandstaubs kann man das Etikett nicht erkennen, welche Größe, Marke, Linksschlitz oder Rechtsschlitz, Regular oder Loose Fit, fünf Taschen oder nur vier? Einzig sicher scheint die Farbe: beige, stonewashed.
Willkommen im Jahr 1426 nach Mohammed, es ist der 14.Rabi'I 1426, um genau zu sein. Willkommen, wo der Freitag Sonntag ist. Willkommen im Land des alkoholfreien Erdbeer-, Apfel- und Zitronen-"Biers". Willkommen in der Rioja-Entwöhnungskur. Willkommen im Nichts, in der müllverseuchten Wüste. Willkommen in der gepflegten Langeweile und der Zeit zum Lesen und Arabisch-Lernen. Willkommen im Apartment, größer als meine Wohnung und für die nächsten Monate mein Zuhause. Willkommen! Willkommen!
Auf dem Weg in die Wüste! Noch ist alles eitel Sonnenschein, vollgefressen und unterhalten in der Business Class, auch wenn das WLAN nicht funzt.
Ich bin gesund! Das Große Blutbild sagt: Cholesterin zu hoch, Cortisol zu hoch, Harnsäure zu hoch, Harnstoff zu hoch, Gallenfarbstoff zu hoch. Klartext: endlich wieder Sport und weniger saufen! Letzter Wert deutet übrigens auf erhöhte Intelligenz hin. Na also! War doch zu was gut, der Test!
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Isses nich zum Verrücktwerden?? Ohne Ausblenden von 99% der auf einen einstürmenden Informationen unvermeidlich! Als Beispiel nur mal mein kurzer Weg zum Einkaufen heute abend:
Jacke an (Wo kommt der Fleck her? Scheiße. Egal). Handy einstecken (mann, schonwieder so spät!) Geld? Hab ich. Sollte reichen, is nur Klimpergeld, aber ich war ja gestern schon, brauch nur Brot und irgendwas. Noch was? Nee. Oder? Nee. Schlüssel nehmen. Tür zu. Schuhe sind dreckich. Egal. Schlüssel einstecken (is immernoch grün, steht AC Hotels drauf und Insert mit einem Pfeil). Zum Fahrstuhl laufen. Den Knopf vom Fahrstuhl drücken (metallener, runder Knopf, der außenherum grün leuchtet nachdem ich gedrückt habe). Da ist wieder einer mit seinen dreckigen Baustellenschuhen über den Flur gelatscht. Aschenbecher ist mal leer, Lochblech, glänzender Asche-Einsatz. Da kommt einer. Kenn ich nicht. Hola. Fahrstuhl kommt. Ich gehe rein. Er auch. Das nuttige Parfüm ist weg (sollte wohl Altfrauengeruch überdecken, warum sonst so erschlagend?). Null drücken, blinkt, nochmal drücken, aha, jetzt hört's auf zu blinken. Tür-Zu-Knopf. Tür schließt sich. Ich fahre runter. So ein Penner hat sich mit seinen fettigen Haaren an den Spiegel gelehnt, bäh. Scheiß Pickel. Haare stehen zu Berge. Dünn sind se. War das immer so? Null, Tür geht auf. Adios. Links rum. Rezeption steht voller alter Leute. Keiner den ich kenne. Pelzmäntel. Rauchen. Iih. Hola. Lächeln hinter die Rezeption. Weiter. Jacke zumachen. Handy noch da? Klar. Bin doch nicht doof. Glastür geht auf. Is schon dunkel. Mir kommt einer entgegen. Kenn ich nich. Handy noch da? Klar. Bin doch nicht doof. Rechts rum. Der Arsch muß seine silbernen E-Klasse auf dem Gehweg abstellen. Sitzt drin der Penner. Was treibt der? Fußgängerüberweg. Huch, kommt ja einer. Halt. Nee. Weiter. Nee. Halt. Ach, der hält. Weiter. Andere Spur? Hält. Andere Seite. Kommt einer. Hat zu halten, der Penner. Plakate. Muß ich mal fotofieren. Hä? Was soll das sein. Egal. Handy noch da? Klar. Bin doch nicht doof. Autos. Roter Escort. Silberner Seat. Ebro. Warum nennen die ihren LKW nach einem Fluß. Scheißkalt. Nase fängt an zu laufen. Weißer Peugeot 205. Voller Schrammen. Klar. Spanier. Oh Mann! Beim Friseur is noch Licht. Die schwulen Frisuren anne Scheibe. Wer trägt das freiwillig? Alter Mann. Nee danke, lieber n junger, wenn auch schwul. Fischladen hat schon zu. Gelber Renault Megane. Uffjemoppt. So ne Kacke. Handy noch da? Klar. Bin doch nicht doof. Arrgh!
Sollte reichen. Obwohl ich nicht mal die Hälfte des Wegs zurückgelegt habe.
Ich plädiere für eine Verlängerung des Sonntagnachmittags! Das ist die beste Zeit des Sonntags, man ist endlich wach, entspannt, hat den Rausch ausgeschlafen und kann wieder halbwegs klar denken. Eine größere Anzahl Stunden (also doch mindestens 5!) sollte zwischen 15 und 17Uhr zusätzlich eingefügt werden. Das ist mir gestern klargeworden, als der Wind die Wolken aufriß und die Sonne mir ins Gesicht schien. Als ich im Café saß, einen Cortado und einen frischen O-Saft mit ein paar maritimen Pinchos zu mir nahm. Das war die Zeit um sich für und über die Liebenden, sich herzenden jungen Leute zu freuen die sich endlich aus dem Bett gequält und zu einem Stadtrundgang aufgerafft hatten. Die Zeit, sich über die toten Stare auf dem Friedhof zu wundern und sich vom Wind die Vogelscheiße aus den Bäumen auf den Kopf regnen zu lassen. Die Zeit, sich trotz klarem Himmel den Regen ins Gesicht wehen zu lassen und von der alten Steinbrücke den nicht enden wollenden Regenbogen zu beobachten, zu dem sich noch ein zweiter gesellte. Um den sprichwörtlichen Goldtopf am seinem Ende zu finden fehlten genau die 5 Stunden!
Kleine, flache Sätze pitsch-pitsch springen ganz aufgeregt auf dem Wörtersee, schnell und ohne viel Nachdenkens hingepfeffert. Dann, genauso schnell wieder abgesoffen und vergessen. Denke nur noch an den nächsten, besseren, aber flach sind sie alle. Die Sonne hackt mir in die Fresse, 10 Kelvin Temperaturanstieg im Winter, ist eben Spanien, unberechenbar. Die Nase rennt, alles muß raus, Rebajas, Prozente Prozente.
Bekloppt! Suche seit Tagen nach einem geeigneten Namen für meinen eventuellen Netzplatz, bin noch nicht wirklich fündig geworden...hab aber währenddessen über irgendwas nachgegrübelt das wert aufzuschreiben gewesen wäre, nun hat es sich so schnell verflüchtigt wie der Furz vom viel zu reichhaltigen Mittag, an dem ich immernoch herumverdaue, nur ein Hauch bleibt, und der treibt mir Tränen in die Augen: ist es der Knoblauch? Hatte heute ja keine Bohnen, nur Kartoffeln á la Riojana. Und danach Fleischbällchen mit Soße und so. Und danach n Stück Tarte. Und danach n Cortado (isn expresso mit etwas leche). Und dann lange nix. Ich brauch mal nen Aus-Tach von diesem Essen. Die machen misch fertisch die Schpanier!
...und hier is Schluß, Ende Gelände, Finis, aus die Maus, feddich, chalas, tamam, finito.